Seltsamer Vogel
Jeder hat ihn schon einmal erlebt, fast jeder ist schon mal einem “seltsamen Vogel” aufgesessen. Das Schlimme ist, dass sie auf der Managementebene ca. dreimal so häufig vorkommen wie in der normalen Bevölkerung. Damit wirkt sich der Schaden, den sie anrichten, indirekt auf die Leistung vieler aus. Gerade im Dienstleistungsbereich, wo ein gewisses Klappern zum Handwerk gehört, erscheint es besonders schwer, “seltsame Vögel”, die auch als “Blender” bezeichnet werden können, von wirklichen Leistungsträgern zu unterscheiden.
Wie erkenne ich nun einen Blender?
1. Der Blender nimmt Kritik persönlich
Er tritt sehr selbstbewusst auf und hat exzellente kommunikative und repräsentative Fähigkeiten. Blender betreten einen Raum und füllen diesen. Er wirkt Kraft ihrer Persönlichkeit und seiner Selbstdarstellung. Dieses kompensiert jedoch nur die Tatsache, dass ein Blender im Kern über ein sehr geringes Selbstwertempfinden verfügt und er innerlich weiß, dass er irgendwann in der eigenen Entwicklung stehengeblieben ist.
Einem Blender fehlt, Kritik zu ertragen und konstruktive Kritik in erfolgversprechende Verhaltensänderungen zu ändern. Kritik wird ein Blender deshalb persönlich nehmen und zum Gegenangriff übergehen oder versuchen, sein Verhalten zu rechtfertigen. In psychoanalytischen Tests zeigt sich die Kombination zwischen mangelnder Kritikstimulanz und Selbstreflexion sowie eine weit unterdurchschnittliche Befähigung zur Verhaltenssteuerung.
2. Blender sind arbeitsfaul
Sie brauchen Erfolge, die als ihre eigenen wahrgenommen werden, um sich selbst zu produzieren. Im Bereich der Führung hat dies zur Folge, dass sie sehr viel delegieren, aber weder die eigene Erwartungshaltung klar kommunizieren, noch die Performance konsequent nachhalten. Wenn es Erfolge zu feiern gibt, geben sie den verantwortlichen Mitarbeitern keine Bühne, sondern lassen sich selbst dafür feiern. Erfolge sind ihre, an Misserfolgen sind andere oder die Umstände schuld.
3. Blender sind Nehmer, keine Geber
Sie segeln meist selbst im Windschatten eines mächtigen Vorgesetzten, für dessen Erwartungen sie enorme Antennen haben und dessen Wortwahl sie häufig übernehmen. In der Regel spiegeln sie ihm nur geschickt seine eigenen Überzeugungen und Wertehaltungen. Oft wechseln sie ihre Umfelder und Arbeitgeber, bevor ihre Leistung transparent wird.
Der Blender nimmt sich selbst kaum Zeit, andere Leute weiterzuentwickeln oder sie zu fördern.
4. Der Blender hat viele Ideen, bringt aber nichts zuende
Die Umsetzungskompetenz ist die ganz große Schwäche von Blendern. Führt man psychometrische Tests mit ihnen durch, zeigt sich in der Regel ein hoher Ambitionslevel gepaart mit einer geringen eigenen Leistungsorientierung. Blender initiieren viel, aber scheitern meist in der Umsetzung, weil sie sich nicht in der Tiefe auskennen und dranbleiben. Sie scheuen es, auch einmal selbst tief in den Maschinenraum hinab zu steigen und sich die Hände schmutzig zu machen, wenn es denn sein muss. Der Blender definiert sich zuallererst über Status und Macht. Blender zeichnen sich durch Entscheidungsschwäche und mangelnde Konfliktfähigkeit aus. Der Blender wird sich zuerst die Meinung von ganz vielen anderen Leuten einholen, bevor er entscheidet.
5. Blender sind impulsiv und analytisch schwach
Hohe Stimulanz, Impulsivität, geringe analytische Tiefe und sehr geringe Prozessorientierung sind typisch für Blender. Zahlen und Fakten werden von ihm geschickt interpretiert und falls notwendig, in seine Richtung geschönt. Details sind ihm ein Gräuel. Er denkt in die Breite und an der Oberfläche. Überzeugungen, für die er wirklich zu kämpfen bereit ist, fehlen ihm. Dafür übertreibt er gerne in alle Richtungen, um sich interessant zu machen. Seine Projektmanagementskills sind massiv unterdurchschnittlich, weil er nicht dranbleibt.
Dasselbe gilt für seine planerische und strategische Kompetenz. Hier versteht er es zwar hervorragend, Strategien anderer, die ihn selbst beeindrucken, zu kopieren und dies per Transferleistung auf das eigene Umfeld zu übertragen. Wenn es aber darum geht, eine eigene Strategie in eine umsetzbare Konzeption herunter zu brechen, scheitert er kläglich.
Psychometrische Daten zeigen in der Regel bei Blendern durchaus gute bis sehr gute Intelligenzwerte, kombiniert mit geringer analytischer Kompetenz und einer sehr geringen Daten- und Faktenorientierung.
6. Blender sind exzellente Networker, aber ihre Kontakte sind weder hochkalibrig noch belastbar
Der Blender zeigt in der Regel eine außergewöhnlich hohe Kontaktfähigkeit, die es ihm ermöglicht, schnell Kontakte zu knüpfen und anfänglich andere Leute sehr schnell zu beeindrucken und für sich einzunehmen. Er hat es perfekt gelernt, wie er sich in welchem Kontext zu verhalten hat, ist parkettsicher und verwendet sehr viel Zeit für Networking. In der Regel betreibt er Namedropping und brüstet sich mit seinen Kontakten, die sich bei näherem Hinsehen aber weder als nachhaltig erweisen, noch als hochkalibrig.
Schon ein seltsamer Vogel - so ein Blender!